Der Rosenkavalier, Op. 59, Act II: Mir ist die Ehre widerfahren "Presentation of the Rose"

de Richard Strauss

Großmächtige Prinzessin
Wer verstünde nicht
Daß so erlauchter
Und erhabener Personen Traurigkeit
Mit einem anderen Maas gemessen werden muß

Als der gemeinen Sterblichen
Jedoch, sind wir nicht Frauen unter uns
Und schlägt denn nicht
In jeder Brust ein unbegreiflich Herz?
Von unsrer Schwachheit sprechen
Sie uns selber eingestehn
Ist es nicht schmerzlich süß?
Und zuckt uns nicht der Sinn danach?

Sie wollen mich nicht hören
Schön und stolz und regungslos
Als wären Sie die Statue
Auf Ihner eignen Gruft
Sie wollen keine andere Vertraute
Als diesen Fels und diese Wellen haben?
Prinzessin, hören Sie mich an nicht Sie allein

Wir alle ach, wir alle was ihr Herz erstarrt
Wer ist die Frau
Die es nicht durchgelitten hätte?
Verlassen! In Verzweiflung! Ausgesetzt!
Ach, solcher wüsten Inseln sind unzählige
Auch mitten unter Menschen
Ich, ich selber, ich habe ihrer mehrere bewohnt
Und habe nicht gelernt, die Männer zu verfluchen
But still haven't learnt to curse men
Treulos sie sinds! Ungeheuer, ohne Grenzen!
Eine kurze Nacht, ein hastiger Tag
Ein Wehen der Luft, ein fließender Blick
Verwandelt ihr Herz!
Aber sind wir denn gefeit
Gegen die grausamen, entzückenden
Die unbegreiflichen Verwandlungen?
Noch glaub' ich dem einen ganz mich gehörend
Noch mein ich mir selber so sicher zu sein
Da mischt sich im Herzen leise betötend
Schon einer nie gekosteten Freiheit
Schon einer neuen verstohlenen Liebe schweifendes, of a new, stolen love
Freches Gefühle sich ein
Noch bin ich wahr und doch ist es gelogen
Ich halte mich treu und bin schon schlecht
Mit falschen Gewichten wird alles gewogen
Und halb mich wissend und halb im Taumel
Betrüg ich ihn endlich und lieb ihn noch recht
Noch mein' ich mir selber so sicher zu sein

Da mischt sich im Herzen liese betörend schon
Einer neuen verstohlenen Liebe

So war es mit Pagliazzo un Mezzetin!
Dann war es Cavicchio, dann Burattin
Dann Pasquariello!
Ach und zuweilen will es mir scheinen
Waren es zwei!
Doch niemals Launen immer ein Müssen

Immer ein neues beklommendes Staunen
Daß ein Herz sogar sich selber nicht versteht
Als ein Gott kam Jeder gegangen
Und sein Schritt schon machte mich stumm
Küßte er mir Stirn und Wangen

War ich von dem Gott gefangen
Und gewandelt um und um
Als ein Gott kam Jeder gegangen
Jeder wandelte mich um
Küßte er mir Stirn und Wangen

War ich von dem Gott gefangen
Hingegeben war ich stumm
Kam der neue Gott gegangen
Hingegeben war ich stumm

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